Schlangenbader Straße
Mehrfachnutzung von Verkehrsflächen mit nachhaltigem Umweltschutzaspekt
2.000 Wohneinheiten im 1. Förderweg
Ausgangspunkt für das Projekt, war die zunehmende Baulandverknappung im Berliner Westen, die zum Gedanken von Mehrfachnutzungen von Verkehrsflächen führte und der Umweltschutzaspekt zur Reduzierung der Lärmemissionen und der Kontrolle der C02 Emissionen. Das Vermeiden einer Zerschneidung eines bis dahin intakten Wohngebietes durch eine Autobahntrasse in Hochlage war ein wesentlicher stadtplanerischer Aspekt. Von den 2.000 Wohneinheiten des Gesamtprojektes wurden 1.000 Wohnungen über der Stadtautobahn errichtet. Um die Umgebung vor Lärm am Tunnelende zu schützen, wurden zusätzlich Schallschutzbebauungen ausgeführt.
Gerhard Krebs gründete einen Arbeitskreis (AKS 6), der eine Reihe von ausgewiesenen Fachleuten zusammenschloss (Schall, Verkehr, Wohnungswirtschaft, Stadtplaner, Architekten, Journalisten), die sich im Rahmen dieses Arbeitskreises, dem Thema der Mehrfachnutzung von Verkehrsflächen zuwandten, um der anhaltenden Baulandverknappung, bedingt durch die Berliner Mauer, die eine Expansion nach außen verhinderte, entgegenzuwirken. Anlässlich einer Rundfahrt durch Berlin, wurde auch die Halenseebrücke besucht, von der aus man die umfangreichen Flächen für Verkehrsanlagen (Stadtautobahn, S-Bahn etc.) in beeindruckender Weise vor sich sah.
Es entstand der Gedanke durch Mehrfachnutzung von Verkehrsflächen zusätzlichen Raum für Wohnungsbau in West Berlin zu schaffen. Ein Mitglied des Arbeitskreises 6, Ernst Seidel, der für die Wohnungswirtschaft zuständig war, ein leitender Mitarbeiter in einem Unternehmen der Mosch Gruppe, stellte den Kontakt zu Dr. Manfred Stober her, der die Berliner Niederlassung von Heinz Mosch leitete. Dr. Stober wies darauf hin, dass die Firma Heinz Mosch ein Grundstück in der Schlangenbader Straße besaß, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft eine Autobahntrasse vorgesehen war. Der Architekt Georg Heinrichs war bereits mit der Planung für eine straßenbegleitende Bebauung und mit der Entwicklung einer mit dem „Rücken“ entlang der Autobahn verlaufenden Bebauung beauftragt. Der Autobahn Abzweig war als Damm bereits aufgeschüttet, als der Arbeitskreis 6 den Vorschlag unterbreitete, diese Autobahntrasse zu überbauen, den Damm abzubauen, den Raum unterhalb des Dammes als Parkraum zu nutzen, und zusätzliche Flächen für eine Wohnbebauung zu schaffen und gleichzeitig, durch die Reduzierung von Emissionen einen Beitrag für den Umweltschutz zu leisten. Des Weiteren bestand der städtebauliche Ansatz darin, das bis dahin wertvolle Wohngebiet, nicht durch eine Autobahntrasse in einer Höhe von ca. 5 m zu durchschneiden, sondern durch eine Autobahnüberbauung zu verbinden und den hohen Wohnwert zu erhalten und zu ergänzen.
Aufgrund der Planungsidee des AKS 6 wurde eine Architektengemeinschaft zwischen Georg Heinrichs und Gerhard und Klaus D. Krebs begründet, die dieses Projekt gemeinsam in Angriff nahm.
Es entstand unter Mitwirkung von Alessandro Carlini und Wolf Bertelsmann das Wohnungsbauprojekt, genannt die „Schlange“, mit einem Volumen von rund 1000 Wohneinheiten die über der Stadtautobahn entstanden. Insgesamt entstanden auf diesem Areal ca. 2000 Wohnungen mit den Randbebauungen, die sowohl von Georg Heinrichs als auch von Gerhard und Klaus D. Krebs geplant und realisiert wurden. Im Jahr 2017 wurde dieses außergewöhnliche und in der Welt einmalige Projekt als eines der wichtigsten Zeugnisse der Megastrukturen, die in den 1960er und 1970er die internationale Stadtplanung bestimmten, unter Denkmalschutz gestellt.
Architekten: Georg Heinrichs, Gerhard & Klaus D. Krebs
1977
Seit Dezember 2017 unter Denkmalschutz
Schlangenbader Straße – Überbauung der Stadtautobahn
Schlangenbader Straße 1-10
14197 Berlin